"Du bist ein Wunder"

Ha, das ist doch nur ein Kalenderspruch! – mögen einige sagen. Aber natürlich ist dieser Satz für mich viel mehr als das…
Ich rede eigentlich ungern über mich selbst (wen interessiert das schon?), aber wenn man so ein Projekt macht, lässt es sich wohl nicht vermeiden, dass die Leute wissen wollen, wer man ist. Und ich finde es schön, wenn Menschen Parallelen zu ihrem eigenen Lebenslauf und ihren gemachten Erfahrungen ziehen können – und wir gemeinsam merken:
wir alle sind Menschen mit unterschiedlichen Geschichten. Und jede davon ist es wert, gehört zu werden.


In a world where you can be anything, be kind. We are united in our differences.

Wie kommt man auf die Idee, eine Benefiztour quer durch Deutschland zu machen, um 100.000 Euro für die SOS-Kinderdörfer zu sammeln?

"Wie kannst du nur deinen sicheren Job als Lehrer aufgeben wollen?!" Diesen Satz hab ich ein paar Mal gehört, nachdem ich meinen Entschluss kundgetan hatte, das Lehrerdasein nach 6 Jahren im "System Schule" einfach mal zu "pausieren", und mich zu fragen: Was will ich eigentlich noch vom Leben?

Und dann sind Sommerferien. Ich wurde in herzlicher Weise mit besten Wünschen vom Kollegium verabschiedet, ich durfte noch "Johnny B. Goode" von Chuck Berry mit meiner Lehrerband zur eigenen Verabschiedung spielen (Musikerherz, was willst du mehr?). Und dann ist Sommer, ich besuche Freunde, erlebe schöne Momente, führe gute Gespräche - aber weiß noch nicht: was jetzt?

Und dann fahre ich mit meinen beiden Brüdern, meiner Schwägerin und meinem dreijährigen Neffen für 5 Tage in den Urlaub. Ich spiele Fangen mit dem Kleinen, ich mache zig Seifenblasen, wir erfinden und spielen Geschichten über Paw Patrol nach, spielen Verstecken, Supermarktkasse, Feuerwehr, Flummi, Fische fangen, malen mit Kreide Spielstraßen auf den Beton und fahren sie mit dem Bobbycar ab, spielen Fangen und machen noch mehr Seifenblasen. Und wir alle machen zusammen lange Fahrradtouren, gehen Spazieren am Strand, genießen die Sonne und das Meer und die Landschaft und die netten Menschen, abends trinken wir Wein, genießen gutes Essen, genießen das Zusammensein, mit meinem Bruder sitze ich bis 3 Uhr morgens in der Kneipe und philosophiere über Gott und die Welt und die Musik und das Leben.

Und dann begeben wir uns irgendwann auf den Heimweg, ich selbst auf dem Beifahrersitz, die Landschaften fliegen an mir vorbei, das Gehirn rattert und verarbeitet all die Eindrücke der vergangenen Tage, voller Dankbarkeit und Liebe.

Und dann habe ich einen Heureka-Moment, eine Eingebung, ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem Leben, Tränen fließen, ich habe eine klare Idee und Vision, was jetzt ansteht und welche Idee verwirklicht werden will: eine Benefiztour durch Deutschlands Kirchen zugunsten der SOS-Kinderdörfer.

Und dann erzähle ich das meinem Bruder auf dem Fahrersitz, und der sagt nur: "jo"

Drei Monate später gebe ich das das erste Konzert unter dem Titel "Du bist ein Wunder" in einer Kirche auf Sylt.


(Und letztlich ist auch das nur ein klitzekleiner Teil der Geschichte. Das "große" Bild muss ich versuchen an anderer Stelle irgendwann mal zu malen, und zum Beispiel die Verbindung zum Jakobsweg, den ich 2021 gegangen bin, erklären...
Im nächsten Abschnitt findet ihr noch ein paar biografische "Schlaglichter"...)

Dieses Bild stammt von meinem Jakobsweg 2021. Die Idee zur Benefiztour hatte ich erst 3 Jahre später...manchmal brauchen Ideen halt Zeit und Geduld, um zu wachsen. Ihr lest hier erstmal die Geschichte, wie ich im Sommer 2024 meinen Lehrerjob pausierte und was dann geschah...

Mein Lebenslauf in Daten:

1987 in Lippstadt geboren, in einem kleinen Dorf Berenbrock bei Erwitte aufgewachsen, Kindergarten, Schule, Abitur 2006, dann Ausbildung zum Bankkaufmann, 2008-2017 Lehramtsstudium Uni Paderborn und Uni Siegen (Fächer Englisch, Sozialwissen-schaften, Musik), währenddessen als Sänger/Musiker in unzähligen Band-, Musical-, Chorprojekten und als Chorleiter (Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchöre) und Vertretungslehrer tätig, zwischendurch 8 Monate Auslandsaufenthalt in London (Freiwilligenarbeit als Personal Assistant für einen Menschen mit Behinderung), 2018 Referendariat in Bottrop, 2020 Zweites Staatsexamen. Bis Sommer 2024 als Lehrer tätig.

Wenn du mich heute fragst: was ist deine Essenz daraus?

…..Du bist ein Wunder.


Was ich noch erlebt habe und in so einem Lebenslauf nicht drinsteht:

- ich bin „wohlbehütet“ auf einem Bauernhof mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen
- ich durfte eine wundervolle Schul- und Studienzeit erleben, in der ich von unzähligen Lehrer*innen, Mitschüler*innen, Mentor*innen, Mitmusiker*innen, Chorleitern, Menschen geprägt, begleitet, geleitet worden bin – „wir sind Zwerge auf den Schultern von Riesen“ und ich bin voller Liebe und Dankbarkeit darüber und ich weine während ich das schreibe :-)
- ich habe in all den vielen Jahren als Musiker auf den Fahrten zu Auftritten bestimmt über 500 Menschen per BlaBlaCar mitgenommen, und mit sehr vielen von ihnen zwei- bis vierstündige Gespräche geführt – man mag das als trivial abtun, aber nirgendwo sonst hat man die Gelegenheit, in Ruhe so tiefe Gespräche mit so unterschiedlichen Menschen zu führen, die nicht in der eigenen „Bubble“ sind - über Erfahrungen, Haltungen, Lebensweisen, Familie, Berufe, Perspektiven, Religion, Beziehungen, Werte, Kulturen, Länder, Reisen, you name it...
- ich habe 2017 an einer Ayahuasca-Zeremonie teilgenommen, zu der mir diese zwei Zitate einfallen: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als Eure Schulweisheit sich träumen lässt.“ (Shakespeare) und „Wo das Wissen aufhört, beginnt der Glaube.“ (Augustinus von Hippo)
- ich habe 2020 an einem 10-tägigen Vipassana-Kurs teilgenommen
- ich bin 2021 den Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela gegangen und am Ziel angekommen, war da dieser eine Satz in meinem Herzen: Du bist ein Wunder.